Recht unwahrscheinlich, dass um 19.45 Uhr etwas Besonderes passiert. Normalerweise verlassen Ulrike Böckler-Jung, Ingetrud Fuchs, Ellen Marufke, Hildegard Mogge und Ursula Stienen mit anderen Teilnehmern der Gymnastikgruppe II zu dieser Zeit die kleine Turnhalle in der Grundschule Lohrbergstraße. Im Umkleideraum treffen sie dann gewöhnlich auf Beate Braunsfeld, Irmgard Forster und Ursula Müller-Hartmann, die ihr Sportdress ein letztes Mal zurechtzupfen, bevor sie in der Halle mit Gymnastik III starten. Aber an diesem Dienstag läuft alles anders: Exakt in der Pause zwischen den beiden Sportkursen kommt jemand den Gang entlang, bepackt mit Blumen und Sekt. Die Überraschung ist groß.
Es gibt Grund zu feiern: 30 Jahre ist es her, dass die acht Damen sich mit vielen anderen der DJK Südwest Köln angeschlossen haben. An den Hintergrund kann sich Karl-Heinz Paulus, damaliger Vereinsvorsitzender, gut erinnern: „Die Stadt Köln hatte entschieden, dass Turnhallen nur noch an echte Sportvereine vergeben werden.“ Die 170 Aktiven, die als „DJK Bruno Frauen- und Mädchengemeinschaft“ nur als Gruppe innerhalb der Pfarrgemeinde St. Bruno organisiert waren, hätten vor dem Verlust ihrer Hallenzeiten gestanden. Der damalige Südwest-Geschäftsführer Hermann-Josef Brüne habe daraufhin die Aufnahme der verschiedenen Kinderturn- und Gymnastikgruppen eingefädelt. So sei die Mitgliederzahl bei DJK Südwest erstmals über die 1.000er-Marke geklettert. Irmgard Forster, die langjährige Betreuerin der Gruppe, mag sich an solche Einzelheiten nicht erinnern. Eigentlich blicke sie sogar auf 50 Jahre mit wöchentlicher Gymnastik zurück, denn bereits 1971 habe sie sich einer der beiden Gruppen angeschlossen.
Die Ehrung der Sportler war schon pünktlich zum Jahresanfang geplant gewesen. Doch „Corona“ machte bekanntlich über Monate jeden Hallensport und jedes Treffen unmöglich. So konnte der Südwest-Vorsitzende Michael Kosche erst mit Verspätung die bemerkenswerte Vereinstreue der acht Damen betonen. Während es bei Kindern und Jugendlichen Jahr für Jahr rund 150 Abgänge gebe, bleibe die Zusammensetzung der Gruppen im Seniorensport erfreulicherweise sehr stabil. Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus Bekanntschaften nicht selten echte Freundschaften. Die Gymnastikstunde sei fester Bestandteil des Wochenplans. Auch dem langjährigen Engagement der Übungsleiterinnen Inna Lytchak und – bis 2013 – Gundula Skorzenski sei diese Kontinuität zu verdanken.