Südwest von Ausbauplänen am Fort Deckstein betroffen

Stellungnahme unseres Vereinsvorstands gegenüber den Fraktionen im Stadtrat und im Bezirk Lindenthal:

 

Köln, 26. September 2024
Ausbaupläne des 1. FC Köln:
Sportplatz „Deckstein II“ für den Breitensport erhalten!

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 20. September 2024 erfuhren wir aus dem Kölner Stadt-Anzeiger, dass der Rat in seiner Sitzung am 1. Oktober 2024 u.a. über die Überlassung des Fußball-Ascheplatzes am Fort Deckstein („Deckstein II“) an den 1. FC Köln entscheiden wird. Die Politik soll offenbar rasch Fakten schaffen.

Da wir – ebenso wie die beiden anderen Nutzer des Sportplatzes – in die politische Diskussion nicht eingebunden worden sind, möchten wir die Fraktionen im Rat und im Bezirk Lindenthal nun auf diesem Weg über unsere Sichtweise informieren:

• 800 Fußballerinnen und Fußballer, davon zwei Drittel Kinder, treiben Sport auf unserem Kunstrasenplatz am Unteren Komarweg sowie auf dem Ascheplatz „Deckstein II“, den die Stadt uns zu 35% überlassen hat. Da uns weitere Trainingsflächen fehlen, bestehen lange Wartelisten für fußballinteressierte Kinder bis hin zu Aufnahmestopps.

• Die geplante Streichung unserer Nutzungszeiten auf „Deckstein II“ und Überlassung an den 1. FC Köln würden unseren Sportbetrieb einschränken und zur Auflösung von Kinder- und Jugendteams führen. Dagegen würden ein Erhalt dieser Fläche für den Breitensport und ein Umbau zu einem Kunstrasenfeld (verbunden mit der Errichtung des fehlenden Funktionsgebäudes) 200-300 Kindern der Altersgruppe 5-9 Jahre zusätzlich den Zugang zum aktiven Sport ermöglichen – mit allen Vorteilen für die körperliche, geistige und soziale Entwicklung.

• Die lt. Pressemitteilung der Stadt Köln beabsichtigte Prüfung alternativer Flächen für den Breitensport wird im südwestlichen Äußeren Grüngürtel zu keinem Ergebnis führen, da bei der einzigen noch vorhandenen Potenzialfläche, ein Naturrasenplatz nordwestlich der Sportanlage Deckstein, nach unseren Informationen die Belange des Landschaftsschutzes einer Modernisierung entgegenstehen.

• Es ist kein Zusammenhang zwischen dem geplanten Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln und dem Trainingsplatz „Deckstein II“ erkennbar. Um eine sachgerechte Auseinandersetzung mit den Interessen des Breitensports zu ermöglichen, halten wir eine Entkopplung der beiden Themenfelder für notwendig.

• Zudem würden wir uns vor einer Beschlussfassung im Rat eine fachliche Diskussion der Entwicklungsperspektiven des Standorts „Deckstein II“ mit den Experten des Sportausschusses sowie des Liegenschaftsausschusses wünschen.

Wir würden uns freuen, wenn mit allen Beteiligten nach einer guten Lösung gesucht wird.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Dr. Michael Kosche (Vorsitzender) und Klaus Meinel (stv. Vorsitzender, Mitglied der DFB-Kommission „Fußballinfrastruktur“)

 

Mehr über DJK Südwest Köln und Deckstein II

Unsere Situation

  • Wir sind mit 2.500 Aktiven in 149 Gruppen bzw. Mannschaften der zehnt­größte Sportverein Kölns. Gemessen an der Zahl der bei uns sporttreiben­den Kinder und Jugendlichen liegt die relative Bedeutung noch etwas höher. Neben den Wettkampfdisziplinen Fußball, Basketball und Volleyball besteht ein breites Spiel- und Bewegungsangebot für Kinder ebenso wie für Erwachsene. Die Sportstätten liegen schwerpunktmäßig im Stadtbezirk Lindenthal. Das Einzugsgebiet unserer Aktiven reicht allerdings weit darüber hinaus.
  • Unser Kunstrasenplatz am Unteren Komarweg bildet die Heimat für 800 aktive Fußballerinnen und Fußballer. Nicht einmal reine Fußballvereine sind im Kreis Köln größer. Mit Kreativität, Überzeugungskraft und Geduld werden die Anforderungen von 33 Mannschaften irgendwie zusammen­gebracht. In der Kernzeit zwischen 16.00 und 19:30 Uhr trainieren bis zu sechs Gruppen gleichzeitig auf dem Spielfeld. Nichts geht da ohne Kompro­misse. Und am Wochenende findet von morgens bis abends in enger Taktung der Ligabetrieb statt. Die Kapazitätsgrenze der im Baujahr 2016 auf 24-26 Teams ausgelegten Sportanlage ist längst überschritten.
  • Diese Entwicklung hat mehrere Ursachen, eine davon der vor 20 Jahren gestartete Frauenfußball. Mädchen wie Jungen – so das Selbstverständnis unseres Vereins – sollten gleichberechtigten Zugang zu diesem beliebten Sport erhalten. Mit Erfolg, denn inzwischen kommen wir auf 270 Fuß­ballerinnen aller Altersstufen. Das ist absolute Spitze im Verband Mittel­rhein. Die Kehrseite: Der Männerfußball hat sich nach und nach verkleinern müssen. Die knappe Sportfläche zwingt uns z.B. bei den Kindern zu einer Beschränkung auf zwei Jungenteams pro Jahrgang.
  • Diesem Fußballangebot steht seit Jahren eine weit höhere Nachfrage gegenüber. Umfassende Aufnahmestopps und lange Wartelisten bedeuten für viele Kinder und Eltern eine große Enttäuschung. Die Vereinsmitglieder haben dem Vorstand daher den Auftrag gegeben, konsequent nach weiteren Sportflächen in Sülz, Klettenberg und Zollstock zu suchen – bislang leider weitgehend erfolglos.
  • Nach einer Nutzungsvereinbarung von 2021 hat die Stadt uns den Asche­platz „Deckstein II“ zu 35% überlassen. Südwest-Teams absolvieren hier regelmäßig Übungseinheiten oder weichen aus bei Wegfall von Trainings­zeiten auf der eigenen Sportanlage (z.B. wegen Nachhol- oder Pokalspie­len).
  • Doch das Spielfeld befindet sich in schlechtem Zustand. Zudem stehen Umkleiden oder Toiletten nach Sperrung des historischen Fort VI nicht mehr zur Verfügung. Das größte Problem ist jedoch, dass unsere Trainer das für den modernen Kinderfußball erforderliche Material (Kleintore, Hütchen, Bälle) nirgendwo lagern können. Der ständige Transport von der 2 km entfernten eigenen Sportanlage ist nicht praktikabel.

Zur aktuellen Diskussion

  • Die dem 1. FC Köln laut städtischer Pressemitteilung in Aussicht gestellte Vermietung von „Deckstein II“ würde dort praktisch den Rauswurf des Breitensports bedeuten. Nach unseren Informationen beansprucht der 1. FC Köln eine Nutzung in der Zeit von 15.30 bis 20.00 Uhr (Mo-Fr) bzw. 11.00 bis 17.00 Uhr (Sa-So). Diese Zeiten sind weitgehend identisch mit den Kernzeiten des Breitensports, sodass der heutige Trainingsbetrieb wegfallen würde – von den von uns eigentlich benötigten Zusatzzeiten ganz zu schweigen. Ebenso betroffen wären die Mitnutzer Blau-Weiß 06 und Ballfieber. Käme es also zur geplanten Exklusivität für den 1. FC Köln, würde dies zur Auflösung von Kinder- und Jugendteams der drei betroffenen Vereine führen.
  • Wie der 1. FC Köln eine Ausdehnung auf „Deckstein II“ begründet, ist uns nicht bekannt. Aus der Perspektive des Nachbarvereins fragen wir uns aber, was die Schaffung der rechtlichen Voraussetzungen für den Bau des Nachwuchsleistungszentrums am Geißbockheim mit einer 1 km entfernt liegenden Trainingsfläche in Deckstein zu tun hat. Gemeldet im Spielbe­trieb sind vom FC derzeit sechs Senioren- und 13 Juniorenteams. Zur Verfügung stehen am Geißbockheim fünf Großspielfelder, zwei Klein­spielfelder und andere Trainingsflächen. Die Arbeiten an einem neuen Kunstrasenplatz in Hürth-Efferen laufen. Selbst nach leistungssportlichen Maßstäben sollten diese Kapazitäten ausreichen, um rechnerisch mit jeder der 19 Mannschaften zwei Übungseinheiten pro Tag durchzuführen. Für die Verknüpfung des neuen Leistungszentrums mit „Deckstein II“ besteht also in der Sache kein Anlass.
  • Sowohl Blau-Weiß 06 als auch unser Verein haben in den letzten Jahren gezeigt, wie man in Eigenregie marode Ascheplätze in attraktive Kunstrasenplätze umbauen kann. Auch eine Finanzierung wäre darstellbar. Ein entsprechender Vorstoß von uns bezüglich „Deckstein II“ bei Stadtbezirk und Sportamt lief im Jahr 2022 ins Leere. Stattdessen wurde auf die vom Rat beschlossene „Kunstrasenliste“ verwiesen, auf welcher „Deckstein II“ an 19. Stelle steht, sodass bis heute keine valide zeitliche Prognose für einen Umbau möglich ist. Nun aber scheint diese Liste hinterfragt zu werden, weil der 1. FC Köln anklopft. Die Frage der Sanierung von „Deckstein II“ wird dem Profil des künftigen Nutzers untergeordnet.
  • Ernsthaft geprüft werden sollte im Übrigen, ob auf dieser letzten Reservefläche im Äußeren Grüngürtel wirklich das 52. Großspielfeld im Stadtgebiet entstehen soll. Was spricht gegen die Idee, stattdessen die erste Fläche in Köln zu konzipieren, die konsequent auf den neuen DFB-Kinderfußball ausgelegt ist? Mit Kleinfeldern für „2 gegen 2“, „3 gegen 3“, „5 gegen 5“ sowie „7 gegen 7“, mit kindgerechten Umkleiden und Sanitäreinrichtungen sowie Lagerraum für das umfangreiche Material. Denn was auch immer gebaut wird: die Funktionsinfrastruktur muss mitgedacht werden. Kann diese – wofür einiges spricht – im sanierungs­bedürftigen Fort VI nicht untergebracht werden, muss eine Alternative her.

Vorstand
DJK Südwest Köln 1920/27 e.V.